K4: Screening im Rahmen des Check-up 35: Rettungsring oder überflüssige Belastung?
14.15 bis 15.15 Uhr

Hepatitis B und C stellen eine unsichtbare Bedrohung für die Gesundheit dar, aber die Frage, ob ein Screening im Rahmen des Check-up 35 sinnvoll ist, spaltet die Meinungen. Befürworter*innen dieses Angebots behaupten, dass ein Screening auf diese Krankheiten im Rahmen des Check-up 35 dazu beiträgt, Infektionen frühzeitig zu erkennen, Behandlungsmöglichkeiten anzubieten und die Übertragungsraten effektiv zu reduzieren und Leben zu retten. Für sie ist dies eine hervorragende Strategie, die individuelle und öffentliche Gesundheit zu schützen. Auf der anderen Seite werden Bedenken hinsichtlich der Kosten, der Effektivität bei niedriger Prävalenz, ethischer Fragen und potenzieller Überdiagnosen laut. Einige argumentieren, dass gezielte Screening-Programme für Personen mit erhöhtem Risiko deutlich effektiver und kosteneffizienter sind. Ist ein allgemeines Screening wirklich die beste Strategie, oder sollten wir uns auf gezielte Maßnahmen für Risikogruppen konzentrieren? Brauchen wir ein Screening oder ist es unnötig und führt zu keiner Verbesserung sondern vor allem zu höheren Gesamtkosten?

Position 1: Dr. Christoph Jochum | Charité – Universitätsmedizin Berlin
Die Einbeziehung von Screenings auf Hepatitis B und C im Rahmen des Check-up 35 in Deutschland ist sinnvoll, da Hepatitis B und C ernste Gesundheitsprobleme darstellen und häufig asymptomatisch verlaufen. In Deutschland gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl von Menschen, die mit Hepatitis B oder C infiziert sind, und viele wissen möglicherweise nichts von ihrer Infektion, da sie keine Symptome haben. Ein Screening trägt dazu bei, diese Infektionen frühzeitig zu erkennen und die betroffenen Personen entsprechend zu behandeln. Hepatitis B und C sind behandelbare Erkrankungen, insbesondere wenn sie frühzeitig erkannt werden. Ein Screening ermöglicht es somit, diejenigen, die positiv getestet wurden, rechtzeitig in eine Behandlung zu bringen und so das Risiko von Langzeitkomplikationen wie Leberzirrhose und Leberkrebs zu reduzieren. Durch die Identifizierung von Personen mit Hepatitis B oder C können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die Übertragung der Krankheit auf andere Personen zu verhindern. Dies trägt dazu bei, die Ausbreitung von Hepatitis B und C in der Bevölkerung einzudämmen. Personen mit bestimmten Risikofaktoren, wie intravenösem Drogenkonsum, ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit infizierten Personen oder aus Regionen mit hoher Prävalenz von Hepatitis B oder C, profitieren von einem Screening besonders. Auch nach einer erfolgreichen Behandlung und Ausheilung einer Hepatitis ist es wichtig, den Krankheitsverlauf im Auge zu behalten und regelmäßige Untersuchungen durchzuführen, um sicherzustellen, dass keine Rückfälle oder Komplikationen auftreten. Ganz unabhängig von erhöhten Risikofaktoren. Hier würde auch ein fortgesetztes Screening Sinn machen.

Position 2: Dr. Nazifa Qurishi | Gemeinschaftspraxis Gotenring | Köln
Screening-Programme erfordern finanzielle Mittel und personelle Ressourcen. Ein allgemeines Screening auf Hepatitis B und C ist kostspielig. Die Prävalenz von Hepatitis B und C in der Allgemeinbevölkerung ist in Deutschland verhältnismäßig niedrig, somit ist ein allgemeines Screening nicht kosteneffektiv. Falsch-positive Ergebnisse könnten häufiger auftreten, insbesondere bei niedriger Prävalenz, was zu unnötigen Belastungen für die Betroffenen führen könnte. Gezielte Screening-Programme für Personen mit bekannten Risikofaktoren oder in Risikogruppen sind effektiver als ein allgemeines Screening. Durch einen zielgerichteten Ansatz könnte eine deutlich größere Wirksamkeit bei der Identifizierung von Personen mit Hepatitis B oder C erzielt werden. Das Gleiche gilt für ein fortgesetztes Screening. Dies macht nur Sinn, wenn die Personen Risikofaktoren wie ungeschützten Geschlechtsverkehr mit infizierten Partnern oder intravenösen Drogenkonsum haben.

Co Chair:
Paul Hirning | Aidshilfe Köln