K4: Kontrollierter Rausch oder unkontrollierbare Abhängigkeit?
14.15 bis 15.15 Uhr

Position 1: Dr. Konrad Isernhagen | Praxis Gotenring Köln
 Legalisierung bei gleichzeitiger Aufklärung hilft, den Drogenkonsum einzudämmen. Gerade das Tabu zieht viele User an. Menschen haben die Freiheit zu entscheiden, ob und welche Drogen sie einnehmen. Die Bundesregierung hat neue Wege in der Drogenpolitik angekündigt. Die legale – und damit kontrollierbare – Abgabe von Cannabis an Erwachsene ist ein wichtiger erster Schritt, um dem Schwarzmarkt den Nährboden zu entziehen, Konsument*innen zu schützen und Hilfsangebote zu machen. Folgen muss dann auch die Entkriminalisierung von Erwerb und Besitz anderer Drogen zum Eigenbedarf. Das Ziel muss eine kontrollierte Abgabe auch von Heroin, Kokain und anderen psychoaktiven Substanzen an Erwachsene sein – in jeweils geeigneter Form. Diese Maßnahmen werden den Drogenkonsum nicht beseitigen. Sie können aber der organisierten Kriminalität und dem Schwarzmarkt mit seinen lebensbedrohlichen Folgen wirkungsvoll die Stirn bieten. Vor allem aber schützen sie die Konsument*innen!

Position 2: Dr. Jörn Patzak | JVA Wittlich/Rheinland-Pfalz
Die Grundlage der Kriminalisierung von Drogen besteht in der Fürsorgepflicht des Staates für die Bürger*innen. Entgegen der Freiheitsargumentation hat der Staat die Pflicht, die Bürger*innen von gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen abzuhalten. Eine Cannabis-Legalisierung für Volljährige würde zwangsläufig auch an Jugendliche durchgereicht. Bei einer Zunahme des Konsums wären somit insbesondere Kinder und Jugendliche die Leidtragenden. Denn Cannabis würde sich bei ihnen gesundheitlich und psychisch stärker auswirken: So würden junge Menschen schneller davon abhängig werden als Erwachsene. Auch besteht die deutliche Gefahr, dass cannabiserfahrene Jugendliche eher zusätzlich Opioide zu den Cannabis-Produkten konsumieren. Es ist dringend geboten, die Suchtgefahr in der Gesellschaft so niedrig wie möglich zu halten, um aus dem Substanzkonsum resultierende Folgen, wie dem Risiko einer Abhängigkeit, den Gefahren von depressiven Störungen, Angststörungen, Psychosen oder Entwicklungsrückständen bei Jugendlichen entgegenzuwirken.

Co-Chair:
Claudia Schieren | VISION Köln (angefragt)

Moderation:
Jeanne Turczynski