K3: Macht die hochaktive antiretrovirale Therapie fett und depressiv?
12.15 bis 13.15 Uhr
Position 1: Prof. Dr. Jürgen Rockstroh | Universitätsklinik Bonn
Während im Jahre 2000 aidsdefinierende Ereignisse noch fast die Hälfte der Todesursachen bei HIV-Infizierten ausmachten, sind es mittlerweile international nur noch zwischen 17 bis 25 Prozent. Als Todesursache zugenommen haben dagegen onkologische, hepatische und kardiovaskuläre Erkrankungen. Das liegt aber nicht primär am Älterwerden sondern auch an den (langfristigen) Nebenwirkungen der HAART. Bei Menschen mit HIV unter Therapie werden häufig verschiedene Stoffwechselstörungen beobachtet. Andere Faktoren des Älterwerdens, Lebensstils etc. können diese Nebenwirkungen noch verstärken. Es ist gut, dass es derzeit zahlreiche unterschiedliche Wirkstoffe für eine HAART gibt. Jedoch spielen die (Wechsel-)Wirkungen der Therapie eine immer größere Rolle. Eine Herausforderung ist, dass trotz einer hohen Sicherheit und Verträglichkeit der neuen Therapeutika mit steigenden Zahlen von behandelten Patient*innen auch immer noch (neue) unerwünschte Arzneimittelwirkungen identifiziert werden. Dazu gehören insbesondere Veränderungen im zentralen Nervensystem, Gewichtszunahme und das Risiko für die Entwicklung einer Diabetes.
Position 2: Siegfried Schwarze | Projekt Information | Berlin
Älter werdende Menschen mit HIV sind besonders stark von kardiovaskulären und anderen Erkrankungen betroffen. Die Gründe sind vielschichtig. Sowohl das Alter als auch die HIV-Infektion beeinflussen die Immunfunktionen hinsichtlich mehrerer Parameter in ähnlicher Weise. Mit zunehmendem Alter (auch unabhängig von der HIV-Infektion) nimmt der Körperfettanteil zu, ebenso steigt die Häufigkeit von chronischen Erkrankungen und Störungen. Dazu gehören das metabolische Syndrom, der arterielle Hochdruck, die koronare Herzkrankheit, die Osteoporose, die Verschlechterung der Nierenfunktion und die Häufung von neoplastischen Erkrankungen ebenso wie demenzielle Entwicklungen. All diese Erkrankungen treten auch bei HIV-Infizierten mit zunehmendem Alter häufiger auf. Aber es gibt Anhaltspunkte dafür, dass manche davon schon früher einsetzen und häufiger auftreten als bei nicht HIV-Infizierten. Kurzum: Altern mit HIV ist wie Altern ohne HIV, nur schneller und intensiver.
Co-Chair:
Harriet Langanke | GSSG Köln
Moderation:
Holger Wicht