K6: Vorbeugen um jeden Preis?
15.30 bis 16.30 Uhr

Position 1: Dr. Martin Reith | haifa.med | Düsseldorf
Kann man durch die prophylaktische Einnahme von Doxycyclin STIs verhindern? Diese Frage lässt sich mittlerweile zumindest bei Chlamydien eindeutig mit ja beantworten. Die Wirkung gegen Syphilis und Gonorrhoe ist noch fraglich, auch wenn Studienergebnisse schon in die Richtung weisen, dass die Doxy-PrEP auch hier zum Einsatz kommen kann. Gerade für Menschen, die sexuell aktiv sind, wäre das sinnvoll, zumal immer mehr Männer, die Sex mit Männern haben, bereits Antibiotika zum Schutz vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten einnehmen. Meist findet die Behandlung in Eigenregie statt. Die benötigten Medikamente sind oft Überbleibsel früherer Behandlungen oder werden im Internet gekauft. Insofern wäre es besser, man stellt sich dieser Realität und bietet Patient*innen die Doxy-PrEP unter ärztlicher Aufsicht an. Insbesondere bei einer PrEP oder aber auch PEP nach Bedarf, wäre dies ein gut handelbarer Einsatz zur Prävention von STIs.

Position 2: Prof. Dr. Clara Lehmann | Uniklinik Köln
Die HIV-PrEP, das ist bewiesen, ist ein wirksamer Schutz vor der Übertragung von HIV. Aber auch wenn in mehreren Studien der Effekt der prophylaktischen Gabe von Doxycyclin täglich bzw. bei Bedarf überprüft wurde und die Ergebnisse vielversprechend sind, sollte man Doxycyclin zur Vorbeugung von STIs nicht empfehlen. Eine häufige Antibiotika-Einnahme schädigt die Gesundheit nachhaltig und es lässt sich nicht sagen, wie sich mögliche Resistenzbildungen (insbesondere bei Gonorrhoe) kurz- oder langfristig auf die Behandlung auswirken. Der Wunsch, gerade bei sexuell aktiven Menschen, auch gegen andere STIs eine PrEP nehmen zu können, ist zwar nachvollziehbar, jedoch sollte besser auf regelmäßige STI-Checks und gezielte Therapie gesetzt werden als auf kalkulierte und kontinuierliche Antibiosen.

Co-Chair: Armin Schafberger | Berlin

Moderation:
Holger Wicht